Der Zugang zu Land in der Schweiz

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16 août 2018

WEM GEHÖRT DAS LAND?

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DEN MENSCHEN, DIE ES BEACKERN

In der Schweiz wird Land zunehmend verbetoniert anstatt beackert. Unsere Infrastrukturen beanspruchen immer mehr Platz.  Durch die grosse Konkurrenz um die Landnutzung wird auch das Ackerland immer teurer. Für Bauernfamilien wird es immer schwerer, überhaupt an Land zu kommen, um uns mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Besonders betroffen sind Frauen und junge Menschen ohne Land.

Der Zugang zu Land in der Schweiz

Heute wird der Zugang zu Land für junge Bäuerinnen und Bauern immer schwieriger. Gehört der Boden denjenigen, die ihn bewirtschaften oder am Schluss den Banken?

Die Schweiz ist ein kleines Land, für das der Boden kostbar ist. Doch jede Sekunde geht rund ein Quadratmeter Landwirtschaftsfläche verloren. Und das bäuerliche Bodenrecht schützt weder die Landwirtschaftsfläche noch erleichtert es Betriebsübernahmen. Land zu erwerben ist für viele junge Leute fast unmöglich. Die Gründe sind vielfältig: Spekulation, Konkurrenz, finanzielle Unsicherheit, familiäre Gründe, Gesetzeslücken, fehlendes Selbstvertrauen.

Die Direktzahlungen orientieren sich an der Betriebsgrösse und z.B. nicht an der Anzahl Arbeitsplätze, die ein Hof bietet. Die Agrarpolitik fördert so das Wachstum der Betriebe und verhindert damit andere Betriebskonzepte; dies zulasten junger Bäuerinnen und Bauern, die Land suchen. Bestehende Betriebe vergrössern sich, junge Leute gehen leer aus. Dabei wurde mehrfach bewiesen, dass allein die Betriebsgrösse kein Erfolgsfaktor ist.

Land in Sicht, Jungmannschaft an Bord!
Wer nicht aus landwirtschaftlichen Kreisen stammt, hat es besonders schwer, Land zu kaufen und bezahlt Preise, die die Ertragsaussichten um das Sechs- oder Siebenfache übersteigen. Dabei lassen sich immer mehr Leute aus städtischen Milieus landwirtschaftlich ausbilden. 2012 hätten 18 Prozent (70 Personen) dieser Menschen gerne einen Betrieb übernommen, erhielten häufig aber keinen einzigen Quadratmeter, auch nicht zur Pacht.
Glücklicherweise helfen manch alteingesessene Bäuerinnen und Bauern und vertrauen jungen Leuten, die sich zusammenschliessen. So geschehen im Kanton Genf, in der Domaine de la Touvière, die heute von einem Kollektiv von zehn Personen bewirtschaftet wird. Sie betreiben Gemüse-, Obst-, Wein- und Ackerbau, sie imkern, halten Ziegen, Hühner und Schweine, stellen Käse her und backen Brot. Alles in Bioqualität. Sie setzen nicht auf Grösse, sondern auf Vielfalt – das funktioniert!

In der landwirtschaftlichen Berufslehre erhalten die Lernenden das technische Wissen zur Mechanisierung und Spezialisierung. Wie Produkte vermarktet werden, wie man mit PartnerInnen verhandelt oder wie alternative Produktionsmodelle aussehen, wird selten gelehrt. Dabei betrifft Innovation nicht nur die Mechanisierung: Zu einer modernen Ausbildung gehören auch Kenntnisse über die Natur oder neue Methoden der Agrarökologie. Dazu aber ist eine Forschung gefragt, die zum Ziel hat, die bäuerliche Resilienz und das Ökosystem rund um die Landwirtschaft zu stärken.

 

Glossar

Direktzahlungen:
An Bedingungen geknüpfte Gelder, die der Staat den Landwirtschaftsbetrieben zahlt. Wer sie erhalten will, muss «gemeinwirtschaftliche Leistungen» nach Artikel 104 der Bundesverfassung erbringen: Namentlich den Unterhalt des Kulturlandes, einen Beitrag zur Versorgungssicherheit, die Förderung der Biodiversität, die Erhaltung einer vielfältigen Landschaft sowie die Anwendung umwelt- und tierfreundlicher Produktionsformen.

Mechanisierung, mechanisieren:
Einführung mechanischer Geräte anstelle von Handarbeit, In der Landwirtschaft;  z.B. Traktor, Pflug, Mähdrescher, Kühlraum für Gemüse, Melkmaschine. Resilienz, resilient:
Widerstandsfähigkeit, Fähigkeit eines Systems, eine Störung zu verarbeiten, sich zu reorganisieren und wie vor der Störung weiter zu funktionieren. Ökosystem:
Fachbegriff, der einen Lebensraum (Biotop) und die darin vorkommenden Pflanzen, Tiere und Bakterien beschreibt. Z.B. ist ein Wald ein Ökosystem.